Linthzeitung 5.Aug 23

Die Linthebene

Quelle Wikipedia

 

Die Linthebene ist eine geographische Region in der Ostschweiz zwischen dem Zürichsee und dem Walensee, die nach dem Fluss Linth benannt ist. Politisch gehört die Region zu den Kantonen Schwyz, St. Gallen und Glarus.

 

Die rechtsseitige Linthebene gehört zum Kanton St. Gallen und bildet einen Teil der Region Gaster und See. Zum Gaster gehören die Dörfer Weesen, Schänis, Rufi, Maseltrangen, Kaltbrunn, Benken. Nicht zum Gaster gezählt werden Uznach und Schmerikon, sie liegen teilweise in der Linthebene und gehören zum ehemaligen Bezirk See.

 

Die linksseitige Linthebene gehört im unteren Teil zum Kanton Schwyz und ist Teil der Region March. Sie umfasst die Dörfer Tuggen, Schübelbach, Buttikon und Reichenburg. Der obere Teil der linksseitigen Linthebene mit den Dörfern Bilten, Niederurnen, Oberurnen, Näfels und Mollis gehört zum Kanton Glarus.

 

 

Nach der letzten Eiszeit waren der Zürichsee und der Walensee miteinander verbunden, die heutige Linthebene war mit Wasser bedeckt. Als Inseln existierten damals schon die heutigen Hügel Buchberg, Gasterholz und Benkner Büchel. Durch Geschiebeablagerungen der verschiedenen seitlich in die Ebene fliessenden Gewässer, vor allem des Flusses Linth, verlandete die Linthebene zunehmend. Im Frühmittelalter waren Zürich- und Walensee bereits getrennt. Der Obersee ragte jedoch noch weit in die Ebene hinein und bildete zwischen Tuggen und Benken den Tuggenersee, der um 1550 endgültig verlandete.

 

 

Die Linth floss ursprünglich direkt von Mollis nach Ziegelbrücke, wo sie mit der Maag, dem Ausfluss des Walensees, zusammentraf. Seit der Linthkorrektion von 1807–1822 unter Hans Conrad Escher von der Linth mündet die Linth über den Escherkanal in den Walensee, der seinerseits über den Linthkanal mit dem Zürichsee verbunden ist. Die Linth verzweigte sich ursprünglich in der Ebene nach Niederurnen und Mollis in zahlreiche Seitenarme und konnte daher die für die Industrie damals notwendige Wasserkraft nicht bieten. Aus diesem Grund beschränkte sich die frühe Industrialisierung auf das Glarnerland, und die Linthebene blieb eher landwirtschaftlich geprägt.

 

 

Die ab dem 18. Jahrhundert immer wieder erwähnte frühere Fruchtbarkeit der Linthebene und die spätere Versumpfung sind in das Reich der Legenden zu verweisen. Diese Legende sollte die dem breiten Publikum vor der Linthkorrektion die Not der Gegend bzw. späteren Generationen die positiven Auswirkungen der Linthkanalisation drastischer vor Augen führen. Tatsächlich kann die Ebene der Linth schon wegen ihrer Entstehungsgeschichte als verlandeter See und den damit verbundenen schlechten Böden nicht für die Landwirtschaft genutzt worden sein. Auch nach der Kanalisation wurde die Ebene ja nicht trockengelegt, sondern weiter zur Gewinnung von Streu aus Schilf sogar künstlich bewässert. Der Bau der Linthdämme diente ausschliesslich dem Schutz vor unkontrollierten Überschwemmungen.

 

 

 

Im Zweiten Weltkrieg wurde die militärische Überflutung der Linthebene vorbereitet, weil die Linthebene ein strategisch wichtiger Teil der militärischen Verteidigungslinie der Schweizer Armee gegen einen gegnerischen Einfall von Norden war. Die geplante Überschwemmung und Versumpfung hätte den mittelalterlichen Tuggenersee wieder entstehen lassen.

 

Die Trockenlegung der Linth im Rahmen der Linthmelioration ab 1937 sollte der Gewinnung von fruchtbarem Ackerland dienen. Insbesondere während des Zweiten Weltkriegs genoss nämlich die Erschliessung von zusätzlichem Land für die Landwirtschaft im Rahmen der „Anbauschlacht“ eine hohe Priorität, um die Versorgung der Schweiz mit Nahrungsmitteln sicherzustellen. Die erhofften Wundererträge stellten sich jedoch nie ein, da die durch Drainage trockengelegten Böden sich nicht für Ackerbau eignen. Bis heute wird das gewonnene Landwirtschaftsland deshalb nur zur Beweidung, zur Grasgewinnung oder für den Anbau von Futtergetreide genutzt. Die Schattenseiten der Melioration sind die allerorten auftretende Bodenverdichtung als Folge der Senkung des Grundwasserspiegels – teilweise senkte sich der Boden um bis zu 2 m – und das Artensterben. Seit den 1980er Jahren hat sich der Boden soweit gesenkt, dass eine neuerliche Versumpfung droht. Eine weitere Verstärkung der Grundwasser-Abpumpstationen wird das Problem kaum beheben können, da die Ebene unter das Niveau des Zürichsees abzusinken droht.

 

Im Sommer 2008 war die Linthebene Lagerplatz des Bundeslagers der Pfadfinder. In der ganzen Ebene entstanden so für zwei Wochen 8 Unterlager. Alle 8 Unterlager befassten sich mit dem Universum; so vom Urknall (UL8: Big Bang) über die Entdeckung des Universums (UL5: Terra Nova) bis zur "Weltreise" (UL4: Tour du Monde). Am Lager nahmen rund 14.000 Pfadfinder aller Altersstufen und aus der ganzen Schweiz teil. Es wurden auch Gäste eingeladen.[1]

 

Die Sanierung des Linthwerks (Linthkorrektion 1807–1822) findet unter dem Namen Projekt Hochwasserschutz Linth 2000 von 2008 bis Ende 2013 statt. Das Projekt umfasst Arbeiten im Dienste der Sicherheit von Mensch und Tier, der Entfaltung der Natur und der Naherholung.

Die Linth

Quelle Wikipedia

 

 

Topografie

 

 

 

Die Linth gilt als Oberlauf der Limmat. Sie liefert über zwei Drittel des Wassers aller Zuflüsse des Zürichsees, dessen Abfluss die Limmat ist.[5] Die Linth entspringt im Tödi-Massiv. Ihren Namen führt sie ab dem Zusammenfluss von Limmernbach und Sandbach, dem deutlich grösseren Quellbach. Er entspringt als Oberstafelbach unterhalb des Claridenfirns. Im Quellgebiet steht unter anderem das Kraftwerk Linth-Limmern mit der Nordostschweizerischen Kraftwerke AG als Mehrheitsaktionärin. Die Linth fliesst nordwärts durch das Glarnerland und vereinigt sich in Schwanden mit dem Sernf, der von Elm herunter kommt. Danach durchfliesst sie Mitlödi, Ennenda, Glarus, Netstal und Näfels. Bei Netstal nimmt sie auf der linken Seite den Löntsch auf.

 

Seit der Linthkorrektion fliesst die Linth im Escherkanal in den Walensee, den sie bei Weesen im Linthkanal wieder verlässt, durchfliesst die Linthebene und mündet bei Schmerikon in den oberen Zürichsee. Bei Ziegelbrücke mündet links der von der Rauti und dem Niederurner Dorfbach bewässerte Industriekanal in den Linthkanal. Etwa 130 Meter oberhalb der S-Bahn-Brücke Ziegelbrücke‒Siebnen-Wangen in Ziegelbrücke befindet sich eine starke Stromschnelle. Ab Ziegelbrücke verlaufen parallel zum Linthkanal auf den Dämmen je ein Wanderweg, ein seitlicher Entwässerungskanal, die 380-kV-Leitungen Tavanasa-Breite und Sils-Fällanden (mit v-förmigen Isolatoren) sowie weitere Energietrassen.

 

Vor der Linthkorrektion durch Johann Gottfried Tulla und Hans Conrad Escher vereinigte sich bei Ziegelbrücke die Linth (damals rund 32 m³/s[6]) mit der Maag (damals rund 23 m³/s[7]), dem früheren Ausfluss des Walensees. Ab dort mäandrierte die Linth stark und war durch die Anlagerungen von Sandbänken nur bedingt schiffbar.

 

 

 

Die Linth vor der Korrektion

 

 

 

Als die Linth noch von Mollis quer zum Tal nach Niederurnen und Ziegelbrücke floss, wurde die Ebene zwischen Näfels, Weesen und Ziegelbrücke regelmässig und verheerend durch die Linth überschwemmt. Ab dem 18. Jahrhundert lagerte sich mehr und mehr Geschiebe aus den Glarner Bergen in der Linthebene ab und zerstörte grosse Kulturlandflächen. Die hohe Erosion im Glarnerland war durch die systematische Abholzung und daraus resultierende Murgänge bedingt.

 

Die Ablagerung des Geschiebes in der Linthebene führte dazu, dass die Maag zurück gestaut wurde und der Spiegel des Walensees anstieg. Die Linthebene versumpfte, und es kam zu regelmässigen Ausbrüchen von Malaria.

 

Die betroffenen Kantone Glarus, Schwyz und St. Gallen zogen die Eidgenössische Tagsatzung zur Rate. Diese beauftragte den Berner Ingenieur Andreas Lanz mit einer Sanierung der Linth. Der Kostenvoranschlag von rund 90.000 Gulden schreckte aber die Tagsatzung ab.

 

 

 

Linthkorrektion

 

 

 

Die Linth ist ein Beispiel für Schweizer Gewässerkorrektionen. 1783 gab die Tagsatzung ein Projekt für die Korrektion der Linth in Auftrag, das jedoch erst 1804 zu konkreten Bauplänen führte. Das Projekt sah die Kanalisierung der Linth ab Mollis vor. Der Kanal sollte zuerst in den Walensee geleitet werden, der als Auffangbecken für das Geschiebe vorgesehen war. Zwischen Walen- und Zürichsee sollte das Flussbett begradigt werden. Die Bauarbeiten unter der Leitung von Hans Conrad Escher begannen 1807 dank dessen guter politischer Beziehungen. Nach dem Tod von Hans Conrad Escher wurden die Arbeiten vom Bündner Ingenieur Richard La Nicca weitergeführt. Der heute als «Escherkanal» bekannte Kanalteil bei Mollis wurde 1811 eröffnet. 1816 waren die Arbeiten am Kanal zwischen Walensee und der Grynau beendet. Der Kanalbau bis zum Zürichsee erfolgte erst ab 1866. Die Zuflüsse aus dem Gaster und der March wurden in zwei Kanälen links und rechts des Hauptkanals, den Linth-Seitenkanälen gesammelt, wodurch der Kanal frei von Geschiebe gehalten wird. 1823 verlieh der Zürcher Regierungsrat dafür Hans Conrad Escher und seiner Familie das Recht, auch den Namenszusatz „von der Linth“ zu tragen.

 

Durch die Linthkorrektion wurde der Wasserspiegel des Walensees um 5,5 Meter gesenkt. Die Ried- und Sumpfflächen zwischen den beiden Seen wurden bis zum Zweiten Weltkrieg zur Streugewinnung weiter kontrolliert bewässert. Die Trockenlegung durch Drainage erfolgte erst durch die Linthmelioration nach 1938 im Rahmen der so genannten «Anbauschlacht».

 

 

 

Das Linthwerk

 

 

 

Linthwerk heissen die im 19. Jahrhundert geschaffenen Hochwasserschutzanlagen der Linth zwischen Mollis/Näfels und Walensee (Escherkanal) sowie Walensee und Zürichsee (Linthkanal). Zum Linthwerk gehören die Linth, alle Dämme, die angrenzenden Seitengewässer (Hintergräben), Waldreservate und Wiesen im Gäsi am Walensee.

 

Als Linthwerk wird auch die verantwortliche Verwaltung der Hochwasserschutzanlagen bezeichnet. Das Linthwerk ist eine öffentlich-rechtliche Anstalt mit eigener Rechtspersönlichkeit.[8]

 

 

 

Erste Gesamtsanierung: Projekt Linth 2000

 

 

 

Bei den Hochwassern der Linth 1999 und 2005 konnte ein Brechen der Dämme nur knapp verhindert werden. Eine Gesamtsanierung des Linthwerks drängte sich auf und wurde mit dem Projekt Hochwasserschutz Linth 2000 realisiert. Die Planungszeit dauerte von 1998 bis 2008, die Ausführung erfolgte von 2008 bis 2013.

 

Wichtigste Ziele des Projekts waren die Sicherung des Hochwasserschutzes für weitere hundert Jahre und eine teilweise Renaturierung des Linthlaufes. Am Linthwerk setzte man das 1993 in Kraft getretene Bundesgesetz über den Wasserbau erstmals an einem Grossprojekt um. Die technische Planung stützte sich unter anderem auf Modellversuche am Institut für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) der ETH Zürich.[9] In den Planungsprozess eingebunden waren neben Baufachleuten auch Ökologen, Vertreter von Landwirtschaft, Umweltverbänden und Fischerei.

 

Vor der Umsetzung des Projekts Linth 2000 wurde die Rechtsform des Linthwerks verändert. Seit dem 1. Januar 2004 liegt die politische Verantwortung für das Linthwerk bei den vier Kantonen Glarus, Schwyz, St. Gallen und Zürich (Linthkonkordat), unter Führung der Linthkommission. Ausführendes Organ ist die Linthverwaltung unter der Leitung des Linthingenieurs, der auch das Projekt Linth 2000 leitete.[10]

 

 

Das Linthwerk nach der Sanierung

 

 

 

Am Escherkanal begann die Bauzeit mit dem Spatenstich vom 25. September 2008 und wurde am 14. Mai 2011 mit einem Festakt abgeschlossen. Die Arbeiten umfassten die Verstärkung und teilweise Erhöhung der Hochwasserschutzdämme zwischen Näfels/Mollis und dem Walensee und Entlastungsmassnahmen für den Hochwasserfall.[11] Mit der Aufweitung «Chli Gäsitschachen» wurden der Glarner Linth auf einem Streckenabschnitt wieder die ursprüngliche Breite und ein freier Lauf zugestanden. In diesem neuen Naturraum kann sich auch Auenwald bilden. Verschiedene Waldflächen am Escherkanal erhielten den Schutzstatus von Reservaten.

 

Am Linthkanal nahmen die Bauarbeiten den Zeitraum von 2008 bis 2013 in Anspruch. Um das Linthgebiet vor einem 100-jährlichen Hochwasser zu schützen, ergriff man verschiedene Massnahmen: Auf weiten Strecken wurden die Dämme des Linthkanals durch Materialanschüttungen verbreitert und damit verstärkt. Bei engen Platzverhältnissen mussten die bestehenden Dämme streckenweise abgetragen und durch Material mit günstigeren geotechnischen Eigenschaften neu aufgebaut werden. Die Dammverbeiterung hatte die Verlegung der seitlichen Gewässer zur Folge.

 

Mit dem Bau der Aufweitung im «Hänggelgiessen» erhielt die Linth mehr Raum zur Entfaltung. Hier wurde ausserdem ein Notentlastungswehr als Sicherheitsvorkehrung für Extremhochwasser erstellt. Es leitet im Notfall die überschüssigen Wassermassen kontrolliert in den vergrösserten Hintergraben aus und verhindert so Überströmungen oder Dammbrüche am Linthkanal.[12]

 

Die Aufweitung «Hänggelgiessen» ist ein ökologisch bedeutsamer Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Dieser ist vernetzt mit einem Waldstück am gegenüberliegenden Linthufer. Ein neuer Wildtierkorridor unter der Autobahn A3 schafft die Verbindung. Streckenweise wurden die bisher hart verbauten Ufer des Kanals zu Flachufern umgestaltet und so zugunsten der Natur aufgewertet. In diesen Zonen sind die Dämme mit einem verdeckten Verbau vor Erosion geschützt. Weil keine Grünflächen des Linthwerks gedüngt werden, entwickelt sich ein grosser Artenreichtum an Pflanzen und Tieren auf den Wiesen.[13] Der fachgerechte Unterhalt und regelmässige Kontrollen stellen die Hochwassersicherheit der Anlagen und Nachhaltigkeit für die Natur am Linthwerk sicher.

 

Das neue Linthwerk ist ein Naherholungsraum für die Bevölkerung und zieht auf rund 70 Kilometern Wegstrecken entlang der Kanäle viele Spaziergänger und Velofahrer an. Es gibt Badeplätze, einen Campingplatz, mit Booten befahrbare Wasserstrecken und Reitzonen. Um Konflikten zwischen Besuchern und Naturschutz vorzubeugen, gelten «Spielregeln», die auf Informationstafeln festgehalten sind. Zahlreiche Tafeln und Stelen orientieren über Geschichte, Bau und Besonderheiten des Linthwerks. Einzelne Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg sind mit Bildern ausgestattet, zwei können als Panoramaterrassen genutzt werden. Alle Informationsquellen zusammen bilden ein «Freilichtmuseum» an der Linth.